Freitag, 3. Mai 2013

Pohara nach Picton


Zurückgelegte Kilometer: 247

Der neue Tag fängt leider genauso an wie der letzte aufgehört hat: mit Regen aus dunklen Wolken. Das heißt für uns, dass wir das Cape Farewell, den nördlichsten Punkt der Südinsel, streichen und stattdessen schon in Richtung Picton fahren, von wo man mit der Fähre nach Wellington auf die Nordinsel übersetzen kann.

Bevor wir die Golden Bay verlassen fahren wir noch zu den Waikoropupu Springs, kurz Pupu Springs, 5km westlich von Takaka. 


Die Springs sind eine der wasserreichsten Quellen der Welt. Pro Sekunde werden 14.000 Liter Wasser ausgestoßen, was laut Reiseführer ausreiche in fünf Sekunden den Jahresverbrauch eines deutschen 2-Personen-Haushalts zu decken. Das Wasser ist zudem so klar, dass Sichtweiten von bis zu 63m gemessen wurden. 


Für die Maori sind die Quellen schon immer ein heiliger Ort gewesen, dessen Wasser die spirituelle und physische Quelle des Lebens ist.

Über die Takaka Hill Road fahren wir zurück nach Motueka. Die Straße, die vorgestern noch tolle Ausblicke auf die Küsten geboten hat, ist heute so nebelverhangen, dass man froh ist, wenn man die nächste Kurve sieht. Von Motueka steuern wir an der Küste entlang das wirtschaftliche und touristische Zentrum der Region an, die Städte Richmond und Nelson. In Richmond füllen wir unseren Kühlschrank wieder auf und machen zwei bahnbrechende Entdeckungen. Zum einen finden wir heraus, dass Soda Water, also Wasser mit Kohlensäure, genauso teuer ist wie stilles Wasser (vermutlich trinken die Neuseeländer bei diesen Preisen sowieso das Wasser aus dem Hahn). Zum anderen ist unser Schnäppchen des Tages der Kauf von zwei Avocados für je 1 $.

In einem schönen Park in Nelson verbringen wir unsere Kaffeepause. 


Die Stadt mit den 45.000 Einwohnern betreibt den wichtigsten Fischereihafen des Landes. Außerdem wirbt sie damit, geografisch nicht ganz korrekt, der Mittelpunkt Neuseelands zu sein.

Von hier geht es weiter in Richtung Picton. Dabei kommen wir in die Region Marlborough. Die Gegend ist eines der großen Weinanbaugebiete auf der südlichen Erdhalbkugel und Neuseelands produktivster Weinstandort. Wo vor 40 Jahren nur Obstbäume standen, wird jetzt hauptsächlich Weißwein angebaut.

Noch bekannter ist die Region aber wohl wegen der Marlborough Sounds. Die Sounds sind ein verzweigtes Netz an Wasserstraßen und Buchten zwischen bewaldeten Halbinseln und sonnenverwöhnten kleinen Inseln. Das türkisfarbene Wasser, die schmalen Strände und die 2500 Sonnenstunden pro Jahr (damit die sonnigste Region im ganzen Land und mit der französischen Riviera vergleichbar) locken wohlhabende Großstädter aus Wellington in Ferienhäuser und Naturverliebte in ein abgeschiedenes Leben im Grünen. 


Und natürlich gibt es auch einen Wanderweg, den Queen Charlotte Track, der am Queen Charlotte Sound entlang führt, der 71km lang ist und in 3 bis 5 Tagen erwandert werden kann.

Die Straße wird entsprechend hügeliger und führt durch grüne Wälder, die an Werbeprospekte über Kanada erinnern. Wie zur Bestätigung sieht man immer öfter mit Baumstämmen beladene Lastwagen die Hügel erklimmen. 


Als wir die Stadt Havelock passieren kommen wir auf den Queen Charlotte Drive. Eine Sightseeing-Straße, wie es in Reiseführer-Sprache wohl heißen würde, die auf Grund der Serpentinen nicht schneller als mit 30 km/h befahren werden kann, dafür aber fantastische Ausblicke auf den Pelorus Sound und später auf den Queen Charlotte Sound bietet. 


Noch viel länger braucht man, wenn man an allen Aussichtspunkten anhält. Bemerkenswert: Die vielen kleinen Häuser und Anwesen, die in den kleinsten Buchten auszumachen sind oder neben der Straße inmitten der Bäume auftauchen.


Schließlich erreichen wir Picton, das mit 4.000 Einwohnern die größte Stadt in den Marlborough Sounds ist. Sie liegt am Queen Charlotte Sound und ist jedem Neuseeland-Reisenden wegen seines Fährterminals bekannt: Nur von hier kann man mit der Fähre zur Nordinsel fahren und umgekehrt. Deshalb bleiben die meisten Besucher auch maximal nur eine Nacht, wenn sie denn nicht am selben Tag weiterreisen. Pictons Innenstadt ist dabei schöner als man es für eine solche Transitstadt vermuten würde.

Wir widersetzen uns dem Trend und werden zwei Nächte in Picton bleiben. Bevor wir übermorgen mit der Fähre nach Wellington auf die Nordinsel übersetzen, wollen wir morgen (der positiven Wetterprognose vertrauend) einen Bootsausflug in die Marlborough Sounds machen. Dabei werden wir nicht irgendein Boot nehmen, sondern fahren auf dem Boot der neuseeländischen Post und begleiten den Postboten bei der Auslieferung der „mail“ an die wenigen Bewohner in den entlegenen Winkeln der Sounds.

Fazit Tag 121:

Neuseeland ist Weinbauland.

Was haben wir heute gelernt? Die Marlborough Sounds sind nicht mit den Fjorden aus Milford zu vergleichen. Während Fjorde von Gletschern ausgeformt werden, sind die Sounds in Marlborough dadurch entstanden, dass der Meeresspiegel stieg und die tiefen Täler der Region überflutete.


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