Montag, 22. April 2013

Moeraki Village nach Manapouri

Zurückgelegte Kilometer: 459


Die Regenwolken sind weg und die Sonne scheint durch die Vorhänge in den Innenraum des Vans. Ein toller Morgen und wir stellen fest, dass wir einen schönen Blick auf das Meer und den Hafen von Moeraki haben. Das bedeutet gute Laune, obwohl der Wecker um 7:30 Uhr geklingelt hat. Frühes Aufstehen ist angesagt, weil wir heute noch einige Kilometer zurücklegen wollen. Trotzdem bleibt die Zeit, unsere Campingstühle das erste Mal auszupacken und im Freien zu frühstücken. Hier im Flachland ist es auch deutlich wärmer als im 700m höheren Lake Tekapo.


Wir fahren in den Süden von Otago und unser erster Stopp ist die Universitätsstadt Dunedin. Der Weg dorthin führt über zahlreiche Hügel, die in die sanfte Landschaft gebettet sind. Sie scheinen wie von einem großen Pinsel gemalt und tragen dazu bei, dass es einfach Spaß macht, mit dem Auto durch Neuseeland zu fahren. Selbst wenn das Wetter wieder schlechter wird, als wir die steile Abfahrt runter nach Dunedin nehmen. Die Stadt ist mit etwa 120.000 Einwohnern die zweitgrößte der Südinsel und war Sitz der ersten Universität des Landes. 


Über 20.000 Studenten sorgen dafür, dass in den Straßen viele Cafés und Kneipen aufgemacht haben und es eine reiche Kulturszene gibt. Außerdem gibt es eine öffentliche Bibliothek, die wie jede in Neuseeland kostenloses Internet zur Verfügung stellt und in der wir Bilder für den Blog hochladen können. 


Unter den vielen repräsentativen Gebäuden, die während der Blütezeit Dunedins als Handelsstadt für Vieh und Gold aus den nahegelegenen Feldern in Otago entstanden sind, sticht ausgerechnet der Bahnhof hervor, der in unserem Reiseführer sogar als schönster Bahnhof der Welt gepriesen wird. 


Auf jeden Fall bleiben uns die steilen Straßen Dunedins in Erinnerung, die sich über die Hügel vulkanischen Ursprungs erstrecken.

Nicht lange nach Dunedin verlassen wir die Region Otago und fahren in die „Catlins“. Es handelt sich dabei um ein, selbst im Vergleich zum restlichen Neuseeland, dünn besiedeltes Gebiet, das für seine zerklüftete Küstenlandschaft, aber auch für sein raues Wetter bekannt ist. Wir sind zwar nur auf der Durchreise, machen aber einen Abstecher zum sog. „Nugget Point“, ein steiler Landvorsprung mit einem Leuchtturm. Die Fahrt dahin dauerte länger als erwartet, weil uns zum einen dichter Nebel umhüllte und sich zum anderen die Straße für mehr als 5km in eine löchrige Schotterpiste verwandelte, die die Tachonadel auf 20 km/h sinken ließ. Und der Nebel umhüllte auch das „landschaftliche Highlight im Norden der Catlins“, so dass der Leuchtturm, der 133m über dem Meer thront, nur als Schemen zu erkennen war. 


Der kräftige Wind und die aufspritzende Brandung zeigten uns aber, dass wir tatsächlich am Meer waren. Wir dachten schon, dass sich der zeitaufwändige Ausflug nicht gelohnt hat, als wir den unterhalb des Leuchtturms gelegenen kurzen Fußweg zu einem Pinguin-Beobachtungsstand langspazierten. Der führte in eine geschützte Bucht, in die der Nebel nicht vorgedrungen ist. Aus der kleinen Holzhütte sahen wir dann, wie eine kleine Kolonie von Gelbaugenpinguinen von ihrer alltäglichen Fischjagd im Meer zu ihren Behausungen in der Steilküste zurückkehrten. Man sah zuerst, wie sich schwarze Punkte im Meer dem Strand näherten, bis sich diese in Pinguine verwandelten, die sich mit einem kleinen Sprung aus dem Wasser auf ihre Füße hievten und den Strand gemächlich nach oben hüpften. 


So elegant sich Pinguine in ihrem natürlich Element bewegen können, so tolpatschig und langsam sehen sie auf dem Land aus. Für uns war das wie eine Tierdokumentation in 3-D.

Erfreut über diese erneute Begegnung mit den Pinguinen, war die Fahrt zurück zur Hauptstraße nur halb so wild. Vom Nugget Point führte unser Weg über die Städte Balclutha, Gore und Lumsden in Richtung Westküste der Südinsel und nach Te Anau, dem Tor zum Fiordland National Park. Unterwegs tauchten die geschwungenen Hügel und die Schafherden in das rötliche Licht des Sonnenuntergangs, bis wir in der Dunkelheit der Nacht das scheinbar einzige Fahrzeug auf den Straßen waren. Kurz nach 20:00 Uhr kamen wir in Te Anau an und mussten zu unserer Überraschung feststellen, dass die Campingplätze schon geschlossen waren. Es gab zwar noch etliche freie Stellplätze, allerdings sind die meisten Rezeptionen wohl nur bis 18:00 Uhr oder 20:00 Uhr besetzt. Wahrscheinlich haben wir auch gegen gute Campingsitten verstoßen, nach denen man sich besser bis Sonnenuntergang einen Platz gesucht und es sich dort gemütlich gemacht hat. Schließlich hatten wir aber noch einmal Glück und konnten einen Campingplatz in der Nachbarstadt, d.h. nur 20km entfernt, Manapouri telefonisch erreichen. Die freundliche Joel, eine rüstige ältere Dame aus San Francisco, begrüßte uns auf ihrem Campground neben dem schönen Lake Manapouri, der mitten im Wald zu liegen schien. Sie ist vor 42 Jahren nach Neuseeland gekommen und leitet seit 41 Jahren diese Ferienunterkunft. Wir sehen noch drei andere Wagen auf dem Gelände stehen, schlagen schnell unser Lager auf und verschwinden begleitet von unbekannten Tierlauten aus dem nahen Wald in das schützende Innere unseres Campers. Morgen geht es über Te Anau auf die 120km lange Milford Road zum vielleicht berühmtesten Fiord im National Park, dem Milford Sound. Unser Reiseführer verspricht uns atemberaubende Landschaften und wir sind gespannt, ob die Realität diese Versprechungen einlösen kann.

Fazit Tag 110:

Neuseeland ist ein Land mit Pinguinen.

Was haben wir heute gelernt? Viele Campingplätze haben um 20:00 Uhr schon zu.

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