Sonntag, 21. April 2013

Lake Tekapo nach Moeraki Village

Zurückgelegte Kilometer: 288

Wir machen die Augen auf und stellen fest: Es ist kalt. Keiner möchte aus dem warmen Schlafsack steigen und das Frühstück vorbereiten. Was sich wie der Blog-Eintrag von gestern anhört, beschreibt nur zu gut den heutigen Morgen. Alles ist relativ und der Peel Forest erscheint in der Erinnerung als warm, wenn man am Lake Tekapo 1 Grad in der Nacht hat. Der See liegt nunmal deutlich höher als der Wald. Aber die Kälte kriecht schnell aus den Gliedern, sobald die Heißluft weht und man aus dem Wagen steigt und die herrlich frische Luft atmet. Es hat aufgehört zu regnen und der See liegt klar und still vor uns.

Nach dem Frühstück fahren wir noch einmal für Fotoaufnahmen zur Kirche des guten Hirten hinunter. Obwohl wir um 7:00 Uhr aufgestanden sind, schaffen wir es wieder nicht als Erste den Campingplatz zu verlassen. Von der Kirche machen wir den Abstecher hoch zum Mount John. 


Die Straße wird einspurig und sehr steil, aber unser Van bringt uns im zweiten Gang und etwas Murren nach oben. Es gibt hier ein Café, das durchgefrorene Wanderer, die zu Fuß auf den Gipfel gestiegen sind, etwas aufwärmt. Man hat eine schöne Aussicht auf die ockergelben bis braunen Tussock-Felder und auf Lake Tekapo und den kleinen Lake Alexandrina.


Unsere Reise geht weiter in Richtung Südwesten dem State Highway 8 folgend. Wir bleiben im Gebiet des Alpenvorlandes und halten am nächsten großen See, Lake Pukaki. Er ist Teil des großen Seensystems, das von Menschenhand verändert wurde, um aus Wasserkraft Strom zu gewinnen. Der Wasserspiegel des Lake Pukaki wurde beispielsweise um 45m angehoben. Die von den vielen Stauseen angetriebenen Kraftwerke können ein Drittel des neuseeländischen Strombedarfs decken. Neben der Stromproduktion dienen die Seen aber auch als Zuchtbecken für Lachsfarmen. Die hohe Wasserqualität soll angeblich dafür sorgen, dass die Fische ohne Medikamente gezüchtet werden können. Neben unserem Halteplatz ist eine Verkaufsstelle dieser Fischfarmen und bietet 100g Lachs für 6 $ feil. Vielleicht schlagen wir ja das nächste Mal zu. Normalerweise hat man vom Ostufer des Lake Pukaki, an dem wir stehen, einen guten Blick auf den mit 3754m höchsten Berg der neuseeländischen Alpen, den Mount Cook oder mit Maori-Namen Aoraki. Dunkle Wolken verhindern jedoch den uneingeschränkten Blick auf die Bergspitze.


Auf der Weiterfahrt kommen wir an dem nächsten Landstrich vorbei, der durch die Herr der Ringe-Verfilmung Berühmtheit erlangt hat. Auf den Weiden westlich der Stadt Twizel „fand“ die große Entscheidungsschlacht im dritten Teil der Trilogie statt. Beim größten Massendreh des Films waren etwa 1500 Statisten dabei, von denen ein paar heute als Tourguide für den Besuch des ehemaligen Sets fungiert.

Wir biegen kurz darauf in Richtung Südosten ab und fahren wieder zur Küste am südpazifischen Ozean. Es ist das Gebiet von Otago. Countrylife wie es im Buche steht. Vereinzelte Häuser und Dörfer, viele Schafe und Rinder und zunehmend Rotwild dominieren die Umgebung. Leider aber auch der wieder einsetzende starke Regen. Wir halten trotzdem unseren Kurs, um südlich von Oamaru zwei Sehenswürdigkeiten dieser Küstenregion zu besichtigen. Am Strand in der Nähe von Moeraki gibt es Konkretionen zu bewundern. Das ist eine schöne Umschreibung für ungewöhnlich große Steinkugeln.


Es liegen etwa 50 von ihnen vor Moeraki herum, wobei die größten von ihnen einen Durchmesser von über zwei Metern haben können. Das außerordentliche Aussehen dieser Steine hat schon die Maori veranlasst, nach Erklärungen zu suchen: Ein legendäres Ahnen-Kanu ist vor dieser Küste gekentert und die Wasser- und Verpflegungskörbe sind an den Strand gespült worden, wo sie sich heute in ihrer steinernen Form zeigen. Nahegelegene Klippen sind der Rest des Bootskörpers und der Kapitän ist in einem bestimmten Felsvorsprung zu sehen. Die wissenschaftliche Erkärung ist viel nüchterner, wenn sie davon spricht, dass die Steine Mineral-Aggregate sind, die durch chemische Prozesse von einem Mittelpunkt nach außen gewachsen sind. Ein Vorgang, der auch mal 4 Mio. Jahre andauern kann.


Für die zweite Sehenswürdigkeit müssen wir auf die Halbinsel mit dem Dorf Moeraki hinausfahren und dort über eine dem Van und seinen Insassen angsteinflößende Schotterpiste zum Katiki Point. Es gibt einen Leuchtturm und unterhalb davon einen Beobachtungsstand, aus dem man die hier lebenden Gelbaugenpinguine aus nächster Nähe sehen kann. Obwohl es regnet und ein heftiger Wind weht, stehen die treu dreinblickenden Pinguine nur wenige Meter entfernt auf den Steinen vor dem Meer.


Gelbaugenpinguine gibt es nur im südlichen Neuseeland und auf weiter südlich gelegenen neuseeländischen Inseln. Sie sind eine der seltensten Pinguinarten und gelten als stark vom Aussterben gefährdet. Von dem Beobachtungsstand folgen wir gegen Wind und Wetter ankämpfend einem kleinen Pfad zu einer Landspitze. 


Unterwegs sieht man noch den einen oder anderen durchnässten Pinguin im Unterholz stehen. 


Auf dem kleinen Landvorsprung, der von tosenden Wellen umgeben ist, sehen wir sie dann: eine Kolonie Fellrobben. 


Es ist faszinierend diese Tiere, die man eigentlich nur aus „arktischen“ Dokumentationen im Fernsehen kennt, aus fünf Meter Entfernung (den Abstand, den man laut Hinweisschild einhalten soll), noch dazu in freier Wildbahn, zu sehen. Wir sind pitschnass als wir unsere (Foto-)Neugier endlich befriedigt haben und zurück zum Auto können. Die nassen Kleider war dieser Ausflug aber wert.


Im Auto müssen wir entscheiden, was wir die nächsten Tage machen. Unser nächstes großes Etappenziel und vielleicht ein Highlight unserer Rundreise auf der Südinsel ist der Besuch des „Milford Sound“ im Fiordland National Park an der Südwestküste. Momentan regnet es dort, aber für übermorgen ist gutes Wetter vorausgesagt. Wir beschließen also das Risiko der richtigen Wettervorhersage einzugehen und morgen die sehr regnerische Ostküste zu verlassen. Das heißt, es wird ein langer Fahrtag, den wir aber mit dem einen oder anderen Zwischenstopp auflockern wollen. Für die heutige Nacht bleiben wir auf der Halbinsel und schlafen in einem Campingplatz im Moeraki Village, der auf einer Anhöhe über dem geschützten Hafen des Örtchens liegt.

Fazit Tag 109:

Von den Seen in den Bergen zu den Pinguinen vor den Küsten.

Was haben wir heute gelernt? Wie man nasse Kleidung im Camper-Van schnell wieder trocken bekommt: nämlich gar nicht.

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